Liquidität

Liquidität messen: Kennzahlen und Planung

Liquide: Liquiditätsplanung und LiquiditätsplanIn der Betriebswirtschaftslehre ist Liquidität ein Begriff für die ausreichende Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Dabei geht es immer darum, die Zahlungsverbindlichkeiten sowohl fristgerecht als auch vollständig zu bedienen. Eine nicht ausreichende Liquidität ist einer der Hauptgründe für die Insolvenz eines Betriebes. Daher ist es wichtig, dass sich jeder Unternehmer mit diesen Zahlen seines Gewerbes beschäftigt. Zeichnet sich eine Liquiditätslücke ab, die sich nicht aus eigener Kraft schließen lässt, so müssen so früh wie möglich entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden. Meistens bleibt nichts anderes übrig, als erneut Geld bei der Bank oder bei anderen Investoren einzuwerben. Banken und andere Kapitalgeber verlangen daher regelmäßig eine Liquiditätsvorschau, in der aufgezeigt wird, dass in den nächsten Monaten immer genug Geld für die laufenden Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung steht.

Eine zu hohe Liquidität verschenkt dagegen Renditechancen. Das Girokonto oder die Kasse bieten in der Regel keine Verzinsung. Wird das Geld kurzfristig nicht benötigt, sollte es zeitweise angelegt werden. Für das „Parken“ von solchen Beträgen bietet sich ein Tagesgeldkonto an. Hier erhalten die Anleger wenigstens eine geringe Zinssumme, außerdem ist das Geld immer wieder kurzfristig verfügbar.

Die Kennzahlen der Liquidität

Liquidität messen: Kennzahlen und PlanungDie betriebswirtschaftliche Kennzahl der Liquidität wird im Rahmen einer Jahresabschlussanalyse von den Banken regelmäßig ausgewertet. Sie ist Teil des sogenannten Ratings durch die Kreditinstitute. Damit hat diese Kennzahl großen Einfluss darauf, ob das Unternehmen weitere Darlehen erhält und zu welchen Konditionen. Ein gutes Rating sichert günstige Zinssätze. Kennzahlen ermöglichen aber auch einen Vergleich des Betriebes mit anderen seiner Branche.

Für die Liquidität werden sogar drei Kennzahlen ermittelt. Bevor es um diese geht, erklären wir kurz die wichtigsten Begriffe. Alle genauen Zahlen dazu finden Unternehmer in ihrer Bilanz.

Flüssige Mittel (auch als cash bezeichnet): Summe aus Kassenbestand, Kontoständen der Banken, Schecks, soweit diese sofort verfügbar sind. Ergänzend hierzu können wir auch den Artikel Kassenbuch in unserem Lexikon empfehlen.

Kurzfristige Forderungen: Aus Lieferung und Leistung, alle noch nicht bezahlten Kundenrechnungen, die in der nächsten Zeit eingehen werden (ergänzend hierzu empfehlen wir Ihnen auch den Artikel zum Thema Kreditoren im Lexikon).

Kurzfristige Verbindlichkeiten: Aus Lieferung und Leistung und aus anderen Zahlungsverpflichtungen, also alle Lieferantenrechnungen und auch die fälligen Kreditraten, Steuerverpflichtungen, Löhne etc.

Die Liquidität 1. Grades

Diese Kennzahl beschreibt das Verhältnis zwischen flüssigen Mitteln und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Eine Liquidität 1. Grades (auch als cash ratio bezeichnet) zwischen 10 und 30 Prozent wird als ausreichend angesehen. Diese Kennzahl allein für sich ist nicht sehr aussagekräftig.

Formel:
cash ratio = cash / kurzfristige Verbindlichkeiten

Die Liquidität 2. Grades

Interessanter wird die Liquidität 2. Grades (oft auch quick ration genannt), denn hier werden die bereits ausgestellten Rechnungen an die Kunden mit berücksichtigt. Diese Kennzahl wird berechnet, in dem die Summe aus flüssigen Mittel und Forderungen in Verhältnis gesetzt wird zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Ziel sollte eine Liquidität 2. Grades von 100 bis 120 Prozent sein. Anders ausgedrückt, die flüssigen Mittel und die Kundenforderungen sollten so hoch sein, dass die Rechnungen der Lieferanten und die anderen Verpflichtungen vollständig bezahlt werden können. Im Idealfall sollte sogar etwas übrig bleiben.

Formel:
quick ration = (cash + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten

Die Liquidität 3. Grades

Bei dieser Kennzahl werden zusätzlich die Vorräte des Unternehmens einbezogen. Ein Liquiditätsengpass könnte auch durchaus dann entstehen, wenn zu viele Vorräte auf Lager liegen. Ermittelt wird also die Summe aus den flüssigen Mitteln, den Forderungen und den Vorräten. Dieser Betrag wird erneut zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis gesetzt. Ziel ist eine Liquidität dritten Grades von mehr als 120 Prozent. Die Liquidität 3. Grades wird häufig auch als current ratio bezeichnet.

Formel:
current ratio = (cash + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten

Kritikpunkte an den Liquiditätskennzahlen

Diese Kennzahlen der Liquidität werden aus der Bilanz ermittelt. Diese Betrachtung ist also stets rückwirkend und teilweise schon veraltet. Erkenntnisse aus den Kennzahlen werden also viel zu spät gezogen. Für manches Unternehmen lässt sich dann eine Insolvenz schon nicht mehr vermeiden. Aussagen zur Entwicklung der Zahlungsfähigkeit werden im laufenden Betrieb benötigt. Daher gehört eine Liquiditätsplanung, eine sogenannte dynamische Betrachtung der Liquidität, zu den wichtigsten Aufgaben der Unternehmensführung. Existenzgründer erstellen neben einer Rentabilitätsvorschau auch die Planung der Liquidität, um ihre Geschäftsidee zu beschreiben und ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit darzustellen.

Muster einer dynamischen Liquiditätsplanung

Einfache Liquiditätsplanungen lassen sich mit dem Kalkulationsprogramm Excel leicht selbst erstellen. Es gibt aber auch schon entsprechende Software dazu. Ihr Vorteil: nach der Eingabe der wichtigsten Daten wertet das Programm selbst die Liquidität aus. Eine Suche im Internet unter dem Stichwort „Liquiditätsplan“ findet aber nicht nur geeignete Software, auf vielen Seiten können Interessierte auch eine fertige Excel-Tabelle downloaden.

Hier ein Beispiel dazu, wie eine Liquiditätsplanung aussehen könnte:

Dynamische Liquiditätsplanung - Ein Beispiel

Natürlich muss diese Übersicht auf die individuellen Anforderungen des Unternehmens angepasst werden. Vor allem die Ausgabenposten müssen auf den Betrieb zugeschnitten werden. Einzeln aufgeführt werden sollten nur die wichtigen Kostenpunkte, kleinere und seltene Ausgaben werden unter „Sonstiges“ zusammengefasst. Hier ist dann auch der Punkt, bei dem eine kleine Reserve für Unvorhergesehenes eingeplant werden kann. Es empfiehlt sich, die Liquiditätsplanung Monat für Monat und für das gesamte Jahr zu erstellen. Einige Banken und Investoren fordern auch eine Planung der Liquidität bis zu 36 Monate im Voraus. Sicher gibt es den Einwand, dass sich das Kundenverhalten nicht immer vorausplanen lässt. Aber diese Planung erinnert daran, wie hoch der monatliche Umsatz sein muss, um auch Verbindlichkeiten zu decken, die in drei oder vier Monaten fällig sein werden.

Eine Liquiditätsplanung beschreibt den tatsächlichen Geldbedarf, daher werden die Werte immer Brutto, also einschließlich Umsatzsteuer, eingegeben. Umsatzsteuervorauszahlungen oder Erstattungen durch das Finanzamt werden durch den Korrekturposten Umsatzsteuersaldo berücksichtigt.

Die Arbeit mit der Planung

Eine Planung für den Betrieb ist immer nur eine theoretische Grundlage, sie bildet stets Soll-Zahlen ab. Für die Abläufe in der geschäftlichen Praxis ist es wichtig, die Planung mit den Ist-Zahlen zu vergleichen. Unternehmer müssen immer im Blick haben, wie sich Abweichungen in der Liquidität für die künftigen Zeiträume auswirken.

Lesen Sie auch die Artikel Investment , Cashflow und Umlaufvermögen im Lexikon!

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