Durch Kennzahlensysteme werden mehrere betriebswirtschaftliche Kennzahlen miteinander in Beziehung gesetzt, so dass sie einander erklären, ergänzen und sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. So bieten Kennzahlensysteme eine umfassendere Darstellung der Situation des Unternehmens als einzelne Kennzahlen.
In Kennzahlensystemen werden die einzelnen Kennzahlen miteinander verknüpft. In der Regel sind Kennzahlensysteme pyramidenförmig aufgebaut. Aus untergeordneten Kennzahlen kann man eine Spitzenkennzahl ableiten. Auf diese Weise machen Kennzahlensysteme die Erfolgsfaktoren, welche auf die Oberkennzahl einwirken, sichtbar. So werden nicht zuletzt Planung, Kontrolle und Steuerung der Kennzahl erleichtert.
Einteilung von Kennzahlensystemen
Man kann Kennzahlensysteme in logisch deduktive und empirisch induktive Kennzahlensysteme einteilen.
Die logisch deduktiven Systeme können zur betrieblichen Planung, Kontrolle und Steuerung genutzt werden. Sie gehen von einer Spitzenkennzahl als Ziel aus. Spezielle Einzelerkenntnisse werden hier aus allgemeinen Theorien gewonnen.
Für empirisch induktive Kennzahlensysteme werden mathematisch, statistische Tests genutzt. Es werden Kennzahlen von gut laufenden und von schlecht laufenden Unternehmen verglichen (siehe ergänzend auch Benchmarking im Unternehmerlexikon). Zudem stützt man sich hier auf empirische Beobachtungen und Erfahrungen. Hierfür wird von Einzelfällen auf Allgemeines geschlossen. Ein Ziel der empirisch induktiven Analyse ist die Insolvenzprognose.
Rechensysteme und Ordnungssysteme
Kennzahlensysteme werden zudem in Rechensysteme und Ordnungssysteme eingeteilt. Logisch-deduktive Kennzahlensysteme sind Rechensysteme, weil die einfachen Kennzahlensysteme aus einer Spitzenkennzahl mathematisch gesehen im Sinne einer Mittel-Zweck-Hierarchie abgeleitet werden. Ordnungssysteme hingegen stellen zwischen den Kennzahlen eine inhaltlich begründete, meist logische oder kausale Beziehung her. Rechnerische Verknüpfungen gibt es hier nicht. Ein bekanntes Beispiel für ein Rechensystem ist das DuPont Kennzahlensystem. Ein Beispiel für ein Ordnungssystem ist die Balanced Scorecard.
Das DuPont Kennzahlensystem
Das älteste und bekannteste Kennzahlensystem ist das DuPont-Kennzahlensystem (RoI-Schema). Der US-Amerikanische Chemiekonzern DuPont de Nemours & Co. Entwickelte im Jahr 1919 dieses Kennzahlenschema. Heute wird es weltweit zur Unternehmenssteuerung und Bilanzanalyse verwendet. Dieses spezielle System gründet sich auf dem Return on Investment (RoI) als Spitzenkennzahl. Anhand des RoI wird zunächst in seiner einfachsten Form die Rentabilität des Gesamtkapitals gemessen.
RoI = Bruttogewinn/Gesamtkapital x 100
Mit Hilfe von Erweiterungen und Zerlegungen wird anschließend der RoI weiter aufgespalten.
RoI = Bruttogewinn/Umsatzerlöse x Umsatzerlöse/Gesamtkapital x 100
= Umsatzrentabilität x Gesamtkapitalumschlag x 100
Schließlich können als weitere Maßnahmen Bruttogewinn und Gesamtkapital weiter aufgespalten werden.
Weitere Kennzahlensysteme
Neben dem DuPont Kennzahlensystem gibt es weitere etablierte Kennzahlenschemata wie das ZVEI-System, das der Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) aus dem RoI entwickelt hat. Weitere aus dem DuPont-System abgeleitete Systeme sind das RL-System (Rentabilität-Liquidität) von Reichmann/Lachnit, das Pyramid Structure of Rations (Großbritannien) und das Tableau de bord (Frankreich). Zudem gibt es das sogenannte ROE-Schema, mit dessen Hilfe Banken die Eigenkapitalrentabilität aufspalten. ROE steht hier für Return on Equity.
Balanced Scorecard
Die Balanced Scorecard – kurz BSC – ermöglicht es Unternehmen, ein eigenes Kennzahlensystem zu entwickeln.
Automatisierte Kennzahlensysteme
Es gibt darüber hinaus auch Kennzahlenerfassungen und -visualisierungen, die automatisiert über unterschiedliche IT-Systeme erfolgen. Diese Kennzahlen-Cockpits spielen eine immer größere Rolle im modernen Controlling.
Grenzen der Kennzahlensysteme
Kennzahlensysteme sind wichtige Instrumente zu Unternehmenssteuerung, die dazu beitragen können, dass sich ein Unternehmen besser positionieren und Veränderungen erfolgreich bewältigen kann. Die Systeme haben jedoch klare Grenzen – nur wenige können den in der Realität anzutreffenden Zielpluralismus berücksichtigen. Der Schwerpunkt der Kennzahlensysteme liegt für gewöhnlich auf finanziellen, quantitativen Kennzahlen. Eine Ausnahme bildet hier die Balanced Scorecard. Hier sind auch weiche, qualitative Daten zu finden. Kennzahlensystemen fehlt zudem meist die Differenzierung anhand von Organisationseinheiten. Eine Globalsteuerung ist zwar möglich, doch die Steuerung von Divisionen und Bereichen schwierig.