Private Equity kann in England und den USA auf eine jahrzehntelange Tradition verweisen. Doch mittlerweile interessieren sich auch hierzulande Investoren dafür, mit diesen Strategien junge Unternehmen zu fördern. Unterstützt wird jedoch nicht nur finanziell, sondern auch mit betriebswirtschaftlichem Knowhow. Wie funktioniert das Konzept genau?
Was bedeutet Private Equity?
Der englische Begriff Private Equity wird mit außerbörsliches Eigenkapital übersetzt. Dabei handelt es sich um privates Beteiligungskapital. Diese werden meist in Form von Eigenkapital oder verwandten Finanzierungsformen in Unternehmen, die nicht börsennotiert sind, getätigt. Private Equity wird nicht von Privatleuten, sondern von Beteiligungsgesellschaften vorgenommen. Die Investitionen erfolgen meist über einen Fonds. Dieser hat eine befristete Laufzeit und ein bestimmtes Anlageziel im Fokus. Dass bedeutet, dass viele Private Equity Unternehmen bereits in der ersten Finanzierungsrunde über einen eventuellen Ausstieg nachdenken müssen, was in die Entscheidung für oder gegen die Investition einfließt. Investoren in diesem Bereich sind keine stillen Teilhaber. Sie kommen oft aus dem höheren Management oder dem Vertrieb und bringen sich aktiv ein. Daher wird eine höhere Transparenz verlangt, das Reporting muss ebenfalls stimmen (siehe hierzu Artikel KPI , Kennzahlensysteme und Controlling im Unternehmerlexikon). Gibt es hier eine positive Mitteilung, ist es für die Geldgeber sehr leicht zu erkennen, ob das gewünschte Ziel erreicht wurde oder nicht. Davon hängt dann meistens die Entscheidung für eine weitere Finanzierungsrunde ab.
Private Equity kann interessant für Gründer sein
Steckt eine Private Equity-Gesellschaft Eigenkapital in ein junges Start up-Unternehmen fällt das in die Rubrik Risiko- oder Venturekapital. Der Kapitalgeber fungiert dann als eine Venturekapitalgeselschaft. Da es sich meistens um junge Unternehmen handelt, die sich noch in der Anfangsphase ihres Lebenszyklus in der Branche befinden, ist das Beteiligungsriskio entsprechend höher. Der Ertrag, den eine Venturekapitalgesellschaft für sich erwirtschaften kann, ist aus diesem Grund nicht vorhersehbar. Ein Totalverlust ist ebenso möglich wie eine Rendite, die den Durchschnitt übersteigt (siehe Artikel Rentabilität im Unternehmerlexikon). Für Start Ups ist Private Equity von Vorteil, da zur Finanzierung viel betriebswirtschaftliches Knowhow kommt. Konkret sieht das so aus: Ein junger Unternehmer hat den Businessplan erstellt, es fehlt nur noch das Geld, um die brillante Geschäftsidee umzusetzen. Obwohl das Konzept überzeugt, geben die Banken kein Geld. Kurz danach meldet eine Private Equity- Gesellschaft wie die Koehler Group Interesse an einer Beteiligung an. Der Jungunternehmer hat auf diese Weise die Möglichkeit, seine Geschäftsidee umzusetzen. Durch den erfahrenen Partner profitiert der Newcomer gleich doppelt, denn er erhält obendrauf Hilfe beim Aufbau von Geschäftskontakten und Feedback bei betriebswirtschaftlichen Entscheidungen. Für dieses Engagement hat die Private Equity-Gesellschaft allerdings mehr Mitspracherechte, als es bei den üblichen Rechten im Rahmen einer Beteiligung der Fall wäre.
Auch Unternehmen in der Krise im Visier
Die Finanzierung der Frühphase eines Unternehmens ist die Zeit des Venturekapitals, das eine Unterform des Private Equity darstellt. Darüber hinaus investieren diese Gesellschaften auch in Wachstumsphasen und Krisen. Engagiert sich eine Private Equity-Gesellschaft in einem Unternehmen, das gerade schwere Zeiten durchmacht, geht es darum, die Schieflage abzuwenden und schrittweise wieder solide Zustände herzustellen. Diese Praxis nennt sich Turnaround. Es gibt jedoch auch Sonderfälle, in denen sich Private Equity-Gesellschaften auf die Liquidierung von Unternehmen festgelegt haben und darauf Kapital schlagen. Der Investor ist bei dieser Form besonders aktiv, da meistens umfangreiche Restrukturierungen notwendig sind. Daneben wenden Private Equity-Gesellschaften noch mehr Strategien an. Das Management Buyout (MBO) dient dazu, das Management eines florierenden Unternehmens bei der Übernahme der Firma zu unterstützen. Meist fehlt es an Kapital, weshalb die Private Equity-Investoren hinzukommen. Stabile Unternehmen, die einen kontinuierlichen Cashflow produzieren, sind Zielgruppe des Leveraged Buyout. Der Kauf dieser Unternehmen wird durch Fremdkapital finanziert. Für Investoren wird es dann interessant, wenn die Rendite des Free Cash-Flows deutlich über den Zinsen liegt.
Lesen Sie an dieser Stelle auch ergänzend den Artikel Buy-Out im Lexikon.
Private Equity meint nicht die totale Kontrolle eines Unternehmens
Demnach, welche Strategie die Private Equity-Gesellschaften verfolgen, hängt die Investitionsentscheidung von weiteren Faktoren ab. Beim Tournaround entscheidet neben Geld auch der Faktor Aufwand, der betrieben werden muss und die Zeit, die es braucht, um das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs zu bringen. Charakteristisch beim Management Buyout ist die Fragestellung, ob die Private Equity-Gesellschaft an die Führungsqualitäten und Visionen des bereits existierenden Team im Management glaubt. Unabhängig von der gewählten Form möchten die Gesellschaften beim außerbörsliches Eigenkapital gerne eine günstige Investition in ein Unternehmen tätigen. Zu lange sollten die Gelder auch nicht gebunden sein, die Frage nach dem Ausstieg schwebt daher von Anfang an mit im Raum, was jedoch nichts Negatives bedeutet. Alle Formen des Private Equity setzen zudem auf das Prinzip der Sperrminorität. Darunter wird eine signifikante Minderheitsbeteiligung verstanden. Konkret bedeutet das, eine Private Equity-Gesellschaft strebt an, mindestens 25,1 Prozent eines Unternehmens zu erwerben, damit richtungsweisende Entscheidungen wie Liquidation, Fusion oder Satzungsänderung verhindert werden können. Gleichzeitig ist es jedoch nicht im Interesse dieser Gesellschaften, die volle Kontrolle über ein Unternehmen zu besitzen, außer es handelt sich um Investitionskonzepte rund um den Turnaround. Grundsätzlich wünschen sich die Private Equity-Gesellschaften ein stabiles, kompetentes und vor allem motiviertes Management, damit ein Unternehmen auf der Gewinnerstraße vorwärtskommt.
Ergänzend empfehlen wir Ihnen auch den Artikel Fremdfinanzierung im Lexikon.