In der Finanzbuchhaltung werden alle Geschäftsvorfälle auf Sachkonten verbucht. Jedes Sachkonto wird über die GuV (siehe Artikel Gewinn- und Verlustrechnung im Lexikon) oder über die Bestandsbilanz abgeschlossen, so dass ihr Saldo im Jahresabschluss berücksichtigt wird. Die Konten lassen sich den wirtschaftlichen Belangen genau zuordnen, es gibt also Sachkonten für Verbindlichkeiten, für den Aufwand, für Erlöse und für das Vermögen… Die Sachkonten werden inhaltlich genau benannt und nummeriert. Für einzelne Sachverhältnisse gibt es sogar verschiedene Konten für unterschiedliche Steuersätze. Damit können alle Belege in der Buchhaltung schnell und eindeutig kontiert werden. Das Korsett das Sachkonten und ihre Beziehungen untereinander regelt und systematisch gliedert, wird Sachkontenrahmen genannt. Solch eine Übersicht des Kontenrahmens gleicht einem Organigramm oder einem Organisationsplan (nur eben für die Buchungskoten bei der Buchführung). Ein Kontorahmen muss nicht bei jeder Geschäftsgründung neu aufgestellt werden, die Unternehmen können (einen einheitlichen bzw. standardisierten) Standardkontenrahmen (wird häufig auch mit SKR abgekürzt) nutzen. In diesem Artikel geht es insbesondere um Standardkontenrahmen in Deutschland.
Standardkontenrahmen, Geschichte und Verbreitung in Deutschland
Der erste empfohlene Kontenrahmen wurde bereits 1937 durch einen Erlass des Reichswirtschaftsministeriums herausgegeben. 1951 gab es den Gemeinschaftskontorahmen der Industrie (GKR), 1971 wurde der Industriekontorahmen (IKR) herausgebracht. Die bekannteste Vereinigung der deutschen Steuerberater, die DATEV, entwickelte mit der Verbreitung der elektronischen Buchführung die Standardkontenrahmen (SKR) weiter. Diese entsprechen den Anforderungen an eine computergestützte Verarbeitung der kaufmännischen Daten und sind inzwischen weit verbreitet. In Deutschland setzen sehr viele Steuerberater und ihre Mandanten die Programme der DATEV ein, ihre Mandanten nutzen damit auch automatisch die Standardkontenrahmen der DATEV. Viele andere Buchführungsprogramme orientieren sich inzwischen an den Standardkontenrahmen, die von der DATEV entwickelt worden sind.
In Deutschland werden der Standardkontenrahmen 03 und der Standardkontenrahmen 04 am häufigsten genutzt. Außerdem gibt es für einzelne Branchen spezielle Kontenrahmen, wie etwa für die Gastronomie den SKR 70 oder die Landwirtschaft den SKR 14. Standardkontenrahmen sind nur Empfehlungen, verpflichtend sind sie nicht. Sie können für den eigenen Betrieb jederzeit angepasst werden. Nicht jedes Konto des Standardkontenrahmen muss bebucht werden, zusätzliche Konten können eingefügt werden. Um die Auswertungen zu ermöglichen, muss die Systematik natürlich genau beachtet werden. So entsteht in jedem Unternehmen ein individueller Kontenplan aller bebuchten Sachkonten.
Vorteile von SKR
Der Standardkontenrahmen garantiert eine einheitliche Verbuchung der Geschäftsvorfälle in den einzelnen Unternehmen. Das erleichtert die Arbeit der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und ermöglicht eine zügige Erstellung der Abschlüsse. Auch die eingesetzte kaufmännische Software basiert auf den Sachkontenrahmen, denn nur so kann sie für viele Unternehmen entwickelt werden. Durch einheitliche Systeme in den Buchführungen werden Auswertungen der kaufmännischen Zahlen sowie Bilanzen von Betrieben einer Branche miteinander vergleichbar. Das erhöht die Transparenz für Gläubiger, Banken und andere Kapitalgeber. Gleichzeitig ermöglicht sie auch den Finanzbehörden eine schnelle Prüfung der Buchführungen.
In der computergestützten Buchhaltung wird jedes Konto mit Auswertungskennzeichen hinterlegt, mit denen ihre Stellung innerhalb der Bilanz bzw. Guv festgelegt ist. Erst damit wird es möglich, die Sachkonten abzuschließen und die Salden umzubuchen. So entstehen auf Knopfdruck die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Bilanz. Diese Steuerungskennzeichen ermöglichen auch unterjährige Auswertungen und die Umsatzsteuervoranmeldungen.
Standardkontorahmen (SKR) 03
Der SKR 03 ist nach dem Prozessgliederungsprinzip gestaltet worden. Er orientiert sich damit an den betrieblichen Abläufen in den Unternehmen. Die Konten sind in folgende Kontoklassen unterteilt:
0 – Anlage- und Kapitalkonten
1 – Finanz- und Privatkonten
2 – Abgrenzungskonten
3 – Wareneinkauf und Bestände
4 – Betriebliche Aufwendungen
5 – (nicht belegt)
6 – (nicht belegt)
7 – Bestände an Erzeugnissen
8 – Erlöskonten
9 – Vortragskonten
Alle Sachkonten tragen neben ihrer Bezeichnung eine vierstellige Kontonummer. Die erste Ziffer stellt den Bezug zur Kontoklasse her, die zweite verdeutlicht die Kontogruppe. Um die Systematik zu verdeutlichen, finden Sie hier einen Ausschnitt aus dem SKR 03 (der vollständige SKR 03 ist im Internet veröffentlicht):
Standardkontorahmen (SKR) 04
Ebenfalls in zehn Kontenklasse unterteilt ist der SKR 04. Seine Nummerierung ist auch vierstellig. Seine Gliederung orientiert sich jedoch am Abschlussgliederungsprinzip der Bilanz. Damit ähnelt er dem Industriekontenrahmen.
Die Sachkonten werden eingeteilt im Standardkontorahmen 04 eingeteilt in:
0 – Anlagevermögen
1 – Umlaufvermögen
2 – Kapitalkonten, Privatkonten, Rücklagen
3 – Rückstellungen, Verbindlichkeiten
4 – Betriebliche Erträge
5 – Warenbezug und betriebliche Aufwendungen
6 – Betriebliche Aufwendungen
7 – Weitere Aufwendungen und Erträge
8 – (nicht belegt)
9 – Vortragskonten
Die Auswahl des eigenen Kontorahmens
Beauftragen Unternehmer einen Steuerberater mit der Erstellung des Jahresabschlusses, sollten sie auch mit ihm die Auswahl des Kontorahmens absprechen. Das erleichtert die Bearbeitung. An den Kontenrahmen ist zwar niemand ewig gebunden, aber eine spätere Umstellung der Buchführung ist sehr aufwendig.
Die Entscheidung wird von der Branche, in dem das Unternehmen tätig ist, beeinflusst. Kleinere Betriebe nutzen gekürzte Versionen des Standardkontorahmens. In welchem Maße die vielen verschiedenen Sachkonten genutzt werden, hängt von der Anzahl der Buchungen ab. Der SKR 03 bietet zum Beispiel 65 Konten für verschiedene Erlöse an – nur Großunternehmen werden eine solch umfangreiche Gliederung wirklich benötigen.
Gute Buchhaltungssoftware bietet eine Auswahl der Standardkonten an. Achten Sie vor dem Kauf des Programmes auf die Angaben der Herausgeber, welche Kontenrahmen möglich sind!
Die Taxonomie der E-Bilanz
Grundlegende Änderungen an den Standardkontenrahmen sind durch die E-Bilanz notwendig geworden. Gefordert wird die elektronische Form der Bilanz, das Einreichen in schriftlicher Form ist für Jahresabschlüsse ab dem Abschussjahr 2012 nicht mehr möglich. In die Kontenrahmen wurden gleichzeitig Pflichtkonten eingefügt, die zwingend bebucht werden müssen. Wenn sie im betrieblichen Kontenplan nicht vorgesehen sind und folglicherweise nicht bebucht werden, so müssen sie bei der elektronischen Vermittlung mit dem Wert „Null“ angegeben werden. Werden die Jahresabschlüsse im Unternehmen selbst erstellt, muss die eingesetzte Software den Erfordernissen der E-Bilanz entsprechen. Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater darüber, welche Veränderungen im betrieblichen Kontenplan notwendig sind und ob sich neue Richtlinien in der Buchungspraxis umgesetzt werden müssen. Der Standardkontorahmen der DATEV ist seit 2012 auf die E-Bilanz angepasst.
Ergänzend zu diesem Artikel sollten Sie sich unbedingt auch mit den Artikeln EÜR (also Einnahmeüberschussrechnung ), BWA (= Betriebswirtschaftliche Auswertung ), Gewerbeanmeldung, Debitor, Kreditor und Deckungsbeitrag beschäftigen.