Brainstorming

Brainstorming und Ideenfindung im Unternehmerlexikon

Brainstorming und Ideenfindung im UnternehmerlexikonDas Brainstorming ist eine intuitive Technik der Ideengenerierung, die in allen Phasen eines Projektes eingesetzt werden kann. Die von Alex Osborne 1939 in den USA erstmals eingesetzte Methode nutzt dabei meist das kreative Potenzial einer Gruppe, kann jedoch mit einigen Abwandlungen auch Einzelpersonen bei der Lösungsfindung helfen.

Alex Osborne beschrieb die Technik kurz als „using the brain to storm a problem“ – das Gehirn zum Sturm auf ein Problem verwenden. Die Kerntechnik zielt dabei darauf ab, den inter- oder intrapersonalen Kritiker der beteiligten Personen für einen Moment zum Schweigen zu bringen und dadurch zu bisher noch nicht bedachten Lösungen zu gelangen. Er stellte daher für jede Form des Brainstormings folgende Grundregeln auf:

  • Ziel ist es, möglichst viele Ideen zu entwickeln. Die Qualität der Ideen ist zunächst unerheblich.
  • Alle Teilnehmer sind gleichberechtigt.
  • Alle Ideen sind gleichermaßen wertvoll.
  • Kritik an den Ideen ist nicht erlaubt, gleich ob, es sich um eigene oder um fremde Ideen handelt.
  • Der Fantasie der Teilnehmer sind keine Grenzen gesetzt. „Verrückte Ideen“ sind gerne gesehen.
  • Das Weiterentwickeln fremder Ideen („Ideendiebstahl“) ist ebenfalls ausdrücklich gewünscht.

Vorbereitungsphase

Da die Ergebnisse des Brainstormings stark von den teilnehmenden Personen abhängen, kommt der Auswahl der Gruppe besondere Bedeutung zu. Ideal sind 5 – 8 Personen, die je nach Problemstellung Experten oder Laien sein können. Wichtig bei der Gruppenzusammenstellung ist, dass problematische Gruppendynamiken, zum Beispiel durch eine Konkurrenzsituation oder bereits schwelende Konflikte, vermieden werden. Auch ist bei der Zusammenstellung darauf zu achten, dass die Teilnehmer tatsächlich frei und gleichberechtigt ihre Ideen äußern können. Vor allem die hierarchischen Strukturen innerhalb einer Gruppe sind hier ausschlaggebend.

Ein Beispiel:
Eine Firma sucht nach Möglichkeiten, ihr bereits von Erwachsenen sehr gern gekauftes Müsli auch für Kinder attraktiv zu machen. Eine Gruppe für das Brainstorming könnte aus dem Leiter der Marketingabteilung Herrn A, einem Mitarbeiter der Produktentwicklung Herrn B, der Ernährungswissenschaftlerin Frau C, der Betriebskindergärtnerin Frau D, sowie Herrn E, Pförtner und Vater einer dreijährigen Tochter zusammengestellt werden. Der Moderator erwägt, zusätzlich noch den Leiter der Produktentwicklung F hinzuzuziehen. Dieser allerdings, wie allgemein bekannt, konkurriert zurzeit mit dem Leiter der Marketingabteilung A um einen Posten in der Geschäftsführung.

Das würde zu folgenden Problemen führen:

  • Mitarbeiter B gerät in einen Loyalitätskonflikt: Äußert er Ideen, die die Vorschläge A´s aufgreifen, könnte sein Chef Herr F ihm das übel nehmen.
  • Herr A und Herr F geraten in eine Art Hahnenkampf um die besten Ideen, wodurch andere Teilnehmer nicht mehr zu Wort kämen.
  • Außerdem wäre es nicht auszuschließen, dass sich die beiden Kontrahenten mit gegenseitiger Kritik überhäuften.

Phase der Ideenfindung

Ein von der Thematik oder der Gruppensituation unabhängiger Moderator führt zunächst in die Problemstellung und die Regeln des Brainstormings ein. Sofern nicht bereits im Vorfeld geschehen, erhalten spätestens jetzt alle Beteiligten sämtliche Informationen, die für die Ideenfindung wichtig sind. Das können zum Beispiel finanzielle oder produktionsbedingte Rahmenbedingungen sein. Anschließend formuliert der Moderator das Problem so, dass es klar eingegrenzt ist, doch immer noch Raum für Fantasie lässt.

Im vorliegenden Beispiel könnte dies die Frage sein: „Wie gestalten wir das Müsli so, dass die Kinder unsere Kunden zum Kauf unseres Produktes animieren?“

Problem, Idee und Lösung in der Gruppe beim Brain-StormingNun nennen die Gruppenteilnehmer spontan ihre Lösungsvorschläge, die von dem Moderator laufend protokolliert werden. Besonders eignet sich dafür die Metaplantechnik oder ein Flipchart, sodass den Teilnehmern alle Ideen stets vor Augen bleiben. Eventuell muss der Moderator darauf achten, dass tatsächlich keine Kritik – verbal oder nonverbal – geäußert wird und die Teilnehmer zum freien Assoziieren ermutigen.

Erst wenn keine neuen Ideen mehr kommen, ist es sinnvoll, eine kurze Pause von 5 bis 10 Minuten einzulegen, während derer sich die Teilnehmer mit etwas ganz anderem beschäftigen. Das kann eine Kaffeepause sein, ein kurzes Spiel zur Auflockerung, oder die Beschäftigung mit einer anderen Fragestellung.

In unserem Beispiel stehen an der Tafel nun folgende Stichworte am Flipchart:

  • Müsli in den Regalen in Augenhöhe der Kinder,
  • rosa Verpackung,
  • Müsliflocken in Tierform,
  • Tiere auf Verpackung,
  • rosa Elefanten,
  • rosa Müsliflocken,
  • Erdbeeren,
  • Produktname umbenennen in „Der Erdbeerelefant“,
  • starke Kinder,
  • Werbung: „Unser Müsli macht stark wie ein Elefant.“,
  • „Aus einer Erdbeere einen Elefanten machen“

Phase der Sortierung und Bewertung

Nach der Pause fasst der Moderator noch einmal die geäußerten Ideen zusammen und räumt eine weitere kurze Phase der Ideenfindung ein. In der Regel reichen nun etwa fünf Minuten, um neue Einfälle abzuschöpfen. Erst jetzt beginnen die Zusammenfassung der Ideen und deren kritische Betrachtung. Dabei werden gleichartige Ideen zusammengefasst und lösungsferne Gedanken aussortiert. Das kann von der gleichen Gruppe erfolgen, gelegentlich ist es aber auch sinnvoll, diese Bewertung einem anderen Expertenteam zu überlassen.

Brainstorming: Methodenkritik

Brainstorming-Kritik: Destruktives BrainstormingBrainstorming in der geschilderten Form führt in der Regel zu schnellen Ergebnissen, hat aber auch gewisse Schwächen, denen durch alternative Techniken begegnet werden kann.

Problembeispiel 1: Als Experten für die Lösung steht eine Gruppe zur Verfügung, die schon lange zum Beispiel durch eine bestimmte Unternehmenskultur vorgeprägt ist. Sollten sich die Ideen nur um althergebrachte Lösungen drehen, oder aber der Ideenfluss gar nicht in Gang kommen, bietet sich zur Auflockerung das „Destruktive Brainstorming“ an: Die Fragestellung des Moderators zielt nun darauf ab, das Problem zu verschlimmern.

Die Fragestellung an die Teilnehmer lautet nun im Beispielfall: „Wie erreichen wir, dass Kinder das Müsli komplett ablehnen?“

Ein destruktives Brainstorming macht nicht nur Spaß und lockert die Gruppe auf, sondern öffnet bereits den Blick für bestehende Defizite und wirkt als Motor für lösungsorientierte Ideen.

Problembeispiel 2: Einige Gruppenteilnehmer sind hoch qualifizierte Experten, jedoch zu schüchtern, um in der Gruppensituation ihre Ideen zu äußern. Hier bietet sich das „Brainwriting“ an: Teilnehmer äußern ihre Ideen nicht mündlich, sondern schriftlich. Ansonsten gelten die Grundregeln des Brainstormings. Das Brainwriting kann in verschiedenen Formen erfolgen:

  • Brainwriting-Pool: Die Teilnehmer sitzen in einer Runde an einem Tisch, in dessen Mitte sich ein Stapel Metaplankarten befindet. Jeder Teilnehmer nimmt sich eine Karte, schreibt eine Idee auf und reicht die Karte an den rechts von ihm sitzenden Teilnehmer weiter. Der ergänzt oder erweitert (nicht: kritisiert!) die Idee, sofern er mag, und reicht die Karte weiter an den nächsten Teilnehmer. Gibt es keine Ergänzungen mehr, kommt die Karte in den Ideen-Pool. Darüber hinaus ist stets eine ausreichende Anzahl unbeschriebener Karten vorhanden, sodass die Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt eine neue Idee in den Kreislauf einbringen können.
  • Brainwalking: Auf Plakaten oder Flipcharts werden Problemstellungen notiert, die sodann an unterschiedlichen Orten im Raum verteilt werden. Die Teilnehmer wandern mit Stiften ausgestattet durch den Raum und ergänzen ihre spontanen Ideen.
  • Collective Notebook:Jeder Teilnehmer erhält ein Notizbuch und wird gebeten, über einen bestimmten Zeitraum über einige Tage oder Wochen jede neue Idee niederzuschreiben. Alternativ können diese Notizbücher auch elektronisch an einem zentralen Ort bereitgestellt werden.
  • 6-3-5-Methode: Eine Abwandlung des Brainwriting-Pools. Statt Metaplankarten wird DIN A4 oder DIN A3 Papier verwendet, das zuvor mit 3 Spalten und 6 Zeilen in 18 Kästchen aufgeteilt wurde. In einer Gruppe aus 6 Teilnehmern erhält jeder ein so vorbereitetes Blatt Papier mit der Bitte, es in der ersten Zeile mit 3 Ideen zu füllen und es dann weiterzureichen. Der nächste Teilnehmer hat die Aufgabe, die Ideen aufzugreifen und in der folgenden Spalte durch neue Ideen zu ergänzen. Kalkuliert man für jeden Durchgang 5 Minuten Zeit, erhält man nach 30 Minuten 108 neue Ideen.

Verschiedene Kreativitätstechniken können auch Einzelpersonen zur Entwicklung neuer Ideen verhelfen. Hierzu gehört zum Beispiel die „Mind-Map-Technik“: Das zentrale Problem wird in die Mitte eines ausreichend großen Blattes Papier geschrieben und eingekreist. Nun werden spontan auftauchende Lösungsideen notiert und mit Linien mit dem Problem verbunden. Jede Idee, die zur Verfeinerung einer Lösungsidee dient, wird erneut mit einer Linie mit der Ursprungsidee verbunden. So entsteht mit der Zeit ein fein verästeltes Bild, aus dem später die erfolgversprechendsten Ideen herausgesucht werden. Der Vorteil der Methode liegt darin, dass die Einzelperson ihre Gedanken frei schweifen lassen und immer wieder zu einer früheren Idee zurückkehren kann.

Abschlussbemerkung und weiterführende Hinweise

Die beschriebenen Methoden stellen nur einen Ausschnitt aus vielen möglichen Kreativitätstechniken dar. Sehr beliebt sind auch die folgenden Techniken:

  • Osborne-Checkliste – zur Erweiterung und Verfeinerung von Lösungsideen
  • Freewriting – gern genutzt von Schriftstellern und Journalisten zum Umgehen von Schreibblockaden
  • World-Café – eine Großgruppentechnik

Ergänzend zu diesem Artikel können wir Ihnen auch den Artikel zur Walt-Disney-Methode oder zur Galeriemethode im Lexikon empfehlen. Auch bei dieser Technik handelt es sich um eine Kreativitätstechnik zur Ideenfindung.

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