Angebotspolypol

Angebotspolypol, Polypol

Angebotspolypol, PolypolDie Wirtschaftswissenschaften messen den verschiedenen Marktformen und Marktsituationen in ihrem Teilgebiet der Volks- und Betriebswirtschaftslehre eine besondere Bedeutung bei. Dies gilt unter anderem für die Situation zwischen Angebot und Nachfrage und die damit zusammenhängenden Faktoren. Die in freien beziehungsweise sozialen Marktwirtschaften am häufigsten vorkommende Marktform ist die des Polypols oder des Angebotspolypols.

Unter einem Polypol ist im Prinzip zu verstehen, dass viele Anbieter vielen Nachfragern gegenüberstehen. In den theoretischen Wirtschaftswissenschaften stellt das Polypol die ideale Marktsituation dar, den sogenannten vollkommenen Markt. Dies ist allerdings nur eine Theorie, die genutzt wird, um bestimmte Vorgänge wie etwa die Preisfindung für ein Produkt zu erklären. In der Realität gibt es den vollkommenen Markt nicht.

Das Angebotspolypol ist die typische Situation für Angebot und Nachfrage der weitaus meisten Güter und Waren und zeichnet sich durch ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis aus.

Das folgende Beispiel verdeutlich dies:
Der Kunde XY benötigt eine neue Tube Zahncreme, die aufgrund der täglichen Zahnpflege der Bevölkerungsmehrheit ein häufig nachgefragter Artikel ist. Deshalb besteht für Herrn XY ein entsprechend breites Angebot an verschiedenen Zahncremes. Zugleich differiert die Preisgestaltung selbst dann, wenn es sich um die gleiche Marken handelt. Diese Preisgestaltung bewegt sich jedoch zugleich in einem Rahmen, der der sozialen Struktur der Region entspricht. Der Kunde XY kann als ein Konsument unter vielen nun wiederum unter vielen Anbietern seine Zahncreme aussuchen. Das kommt dem idealen, vollkommenen Markt schon sehr nahe.

Die begleitenden Faktoren zu einem Angebotspolypol beeinflussen die jeweilige Marktsituation unterschiedlich. Dazu gehören unter anderem:

• Einkommensgefüge
• Infrastruktur
• Herstellungskosten
• politische Einflussnahme

Einflussfaktoren Angebotspolypol

Angebotspolypol: Politische Einflussnahme

Obwohl die politische Einflussnahme zuletzt angeführt ist, besitzt diese die wohl höchste Bedeutung, denn in einer Mikroökonomie als Vorraussetzung für ein Angebotspolypol wirken sich selbst kleinste Einflussnahmen deutlich aus. So kann ein Polypol sowohl in einem geregelten oder standardisierten Markt stattfinden als auch in einem relativ ungeregelten Markt. Die Unterschiede sind erheblich, da sich gerade in der Mikroökonomie aus dem Polypol eine Prozesskette herausbildet, die die gesamte Gesellschaftsstruktur betrifft. Während die Preisgestaltung industriell gefertigte Massenprodukte keinen großen Einfluss besitzt, dienen regional stark nachgefragte und in der Region gefertigte Waren und Dienstleistungen in hohem Maße dazu, die jeweilige Gesellschaft zu formen.

Oligopol, Wettbewerb und Mikroökonomie im UnternehmerlexikonIn der Regel üben der Staat beziehungsweise öffentliche Ämter Einfluss auf den Markt aus. Dieser zeigt sich in verschiedenen Vorschriften, Verordnungen und Gesetzen, die sowohl die Angebotsform des Handels als auch die der Produkte beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise Verordnungen zur Verpackungshygiene oder die in Deutschland gebräuchliche Meisterordnung für das Führen bestimmter Unternehmen. Diese Gesetze und Verordnungen wirken sich auf alle umgebenden Faktoren aus. Das betrifft die Ausbildung von Angestellten ebenso wie die Gestaltung von Verkaufsräumen und vieles mehr. Diese bereits angesprochene Prozesskette mit dem dazugehörigen Lohnniveau nimmt somit Einfluss auf die Preisgestaltung im Polypol, wodurch sich eine Wechselwirkung ergibt.

Fehlen diese politischen Einflüsse, gestaltet sich die Preisfindung wesentlich willkürlicher. Eine solche Situation wirkt sich nicht nur für den Handel beziehungsweise die Anbieter negativ aus, sondern auch für die Nachfrager. So geht es nicht allein darum, dass viele Anbieter vielen Nachfragern gegenüberstehen, es geht genauso um die Form des Angebots. Sind Gesetze und Verordnungen nicht vorhanden oder werden missachtet, ist der Marktzugang für praktisch jeden Anbieter offen. Dies kann zu einem verbilligten Überangebot führen, was wiederum ein Absenken der Standards in der Herstellung auslöst. Daraus resultiert zum einen eine Lohnsenkung für die Angestellten, die mit Herstellungsprozessen beschäftigt sind, zum anderen eine sinkende Nachfrage aufgrund des Mangels an finanziellen Mitteln und schlechter Qualität. Wie schon beschrieben, sind industrielle Massengüter davon weitgehend ausgenommen, was sich daran ablesen lässt, dass deren Preisgefüge sich weltweit unveränderlich darstellt oder lediglich in einem relativ kleinen Rahmen schwankt.

Massengüter werden üblicherweise nach den Prinzipien und Standards gefertigt, die der für das jeweilige Gut erfolgreichste Absatzmarkt vorschreibt. Viele Industriestaaten haben dazu ähnlich gelagerte Vorgaben und Normen, insbesondere bei Lebensmitteln oder Gesundheitsprodukten. Eine Änderung dieser Standards für kleinere Märkte lohnt sich für die Hersteller nicht, nur um in einer Region ein Produkt verbilligt anzubieten. Allerdings kalkulieren industrielle Hersteller meist mit einer entsprechenden Preisspanne für ihre Produkte, um auf die Gegebenheiten der verschiedenen Märkte reagieren zu können, so wie etwa die Automotive.

Die monopolistische Konkurrenz oder der monopolistische Wettbewerb, eine weitere, von Edward Hastings Chamberlin entwickelte These zum Polypol, beschreibt dies sehr genau. Es ist das Polypol auf einem unvollkommenen Markt.

Ergänzend zu diesem Artikel ist der Artikel zur Marktform Oligopol zu verstehen. Theoretische Grundlagen über die Funktionen von Märkten werden auch in den Artikel Deckungsbeitrag , Preispolitik Marketing und Preisbildung beschrieben.

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