Amortisation

Amortisation im Unternehmerlexikon

Der Begriff Amortisation hat in der Wirtschaftswissenschaft zwei Bedeutungen:

  1. Termingerechte Tilgung einer Geldschuld in festgesetzten Raten.
  2. Deckung der Aufwendungen eines Projektes durch die Einnahmen aus diesem Projekt. Diese ist die geläufigste Verwendung des Begriffs.

Amortisation – Termingerechte Tilgung

Tilgung meint die Rückzahlung einer Geldschuld in Raten. Sie kommt bei allen Arten von Geldforderungen vor, hauptsächlich bei Darlehen, Krediten und Anleihen. Bei allen diesen Geldforderungen werden zunächst die Rahmenbedingungen zwischen Gläubiger und Schuldner ausgehandelt. So wird beispielsweise die Summe festgelegt, der Zeitraum der Rückzahlung, sowie die Höhe der einzelnen Raten. Es liegt also, sofern eine solche Übereinkunft von Gläubiger und Schuldner zugestimmt wird, ein klar abgesteckter zeitlicher Rahmen für die Rückzahlung eines bestimmten Betrages (geliehenes Geld + Zinsen) vor. Bezahlt der Schuldner seine Geldschuld in der vorbestimmten Zeit, dann amortisiert er sein Darlehen.

Amortisation – Deckung der Aufwendungen durch die Einnahmen eines Projektes

Der Begriff Amortisation wird von Unternehmern außerdem verwendet um den Zeitraum zu beschreiben in dem sich eine Investition rechnet. Diese zweite Bedeutung von Amortisation kann am einfachsten und deutlichsten anhand eines Beispiels veranschaulicht werden:

Kauft ein Unternehmen eine Maschine, so muss dafür Kapital aufgewendet werden. Zum Beispiel 5 Millionen Euro. Der Unternehmer bindet also einerseits Kapital in dieser Investition, gleichzeitig generiert diese Investition aber vom Zeitpunkt der Anschaffung an bereits Gewinne. Erreichen diese Gewinne 5 Millionen Euro, also den Preis der Maschine, dann hat sich die Investition amortisiert.

Der Zeitraum, innerhalb dessen sich die Investition amortisiert, nennt man Amortisationszeit.

Statische Amortisationsrechnung

Die Berechnung der Amortisationszeit erfolgt durch eine Amortisationsrechnung, hier in der einfachsten Form:

Formel:
Amortisationszeit in Jahren = Kaufpreis / Gewinn pro Jahr

Unser Beispiel:
Angenommen, unsere Maschine generiere einen Gewinn von 2,5 Millionen im Jahr, dann hätte sich diese Investition in 2 Jahren amortisiert (5 Millionen gebundenes Kapital / 2,5 Millionen Gewinn pro Jahr = 2 Jahre).

Dynamische Amortisationsrechnung

Amortisation im UnternehmerlexikonDie statische Amortisationsrechnung dient natürlich nur der oberflächlichen Betrachtung, denn in der Realität ist der Kaufpreis bei einer Investition in den seltensten Fällen deckungsgleich mit dem tatsächlich aufgewendeten Kapital. Es müssen zum Beispiel etwaige Darlehenszinsen berücksichtigt werden. Außerdem ist der Ertrag näher zu bestimmen, der Wertverlust, sowie die kalkulatorischen Zinsen. Eine dynamische Amortisationsrechnung muss allen diesen Faktoren Geltung schenken und sieht in etwa wie folgt aus:

Berechnung:
Amortisationszeit in Jahren = tatsächlich gebundenes Kapital / jährliche Abschreibung + kalkulatorische Zinsen pro Jahr + durchschnittlicher Gewinn pro Jahr

Gebundenes Kapital

Man kann erkennen, dass diese Rechnung nicht mehr so einfach auf das obige Beispiel anzuwenden ist. Schon das tatsächlich gebundene Kapital hängt sehr stark von der Finanzierungsart und den damit zusammenhängenden vertraglichen Übereinkünften ab. Der Kauf einer Maschine kann aus einem Darlehen oder aber direkt aus dem Eigenkapital des Unternehmens stammen, auch wenn Letzteres heute nur noch sehr selten der Fall ist. Stammen die aufgewendeten Geldmittel tatsächlich direkt aus dem Eigenkapital des Unternehmens, so entspricht das tatsächlich aufgewendete Kapital zum jeweiligen Zeitpunkt dem Kaufpreis abzüglich des durch die Investition generierten Gewinns zu diesem Zeitpunkt.

Stammt das Kapital dagegen aus einem Darlehen, dann ist die aufgewendete Geldmenge im Ganzen größer, denn es sind hierbei auch noch die Zinsen zu beachten. Andererseits sind die jährlichen Raten aber weitaus geringer, als der gesamte Kaufpreis. Denn eben das ist der Sinn eines Darlehens: Die finanzielle Gesamtlast aufzuteilen.

Somit kann, um wieder zum Beispiel zurückzukehren, die Maschine im ersten Jahr bereits wieder Kapital generieren, auch wenn sie sich noch nicht vollständig amortisiert hat: Beträgt die jährliche Rückzahlungsrate beispielhafte 1,5 Millionen und behalten wir die 2,5 Millionen Gewinn aus dem obigen Beispiel bei, dann würde die Maschine im ersten Jahr 1 Million Gewinn abwerfen, hätte also 1 Million neues, freies Kapital generiert. Würde es sich dagegen um firmeneigenes Kapital handeln, dann wären nach Ablauf des ersten Jahres noch immer 2,5 Millionen in der Investition gebunden.

Abschreibung

Die Abschreibung erfasst im Rechnungswesen die Wertminderung von Vermögensgegenständen. Auch diese Wertminderung muss innerhalb der dynamischen Amortisationsrechnung berücksichtigt werden. In dem bisher verwendeten Beispiel könnten sich Teile der Maschine abnutzen, oder die Maschine verliert an Wert, weil technische Neuerungen sie überflüssig machen.

Warum die Wertminderung eine so wichtige Rolle innerhalb der Amortisationsrechnung spielt, lässt sich anhand des bisher verwendeten Beispiels sehr einfach nachvollziehen: Bereits im Laufe des ersten Produktionsjahres fallen bei einer Maschine Wartungskosten an, müssen Teile erneuert oder ausgetauscht werden. Das bringt laufende Kosten mit sich, die vom Gewinn abgezogen werden müssen, wodurch am Ende der Rechnung der Gewinn kleiner und die Amortisationszeit länger wird. Tipp: Lesen Sie auch den Artikel Kalkulatorische Abschreibung im Lexikon.

Kalkulatorische Zinsen

Amortisierung: Kalkulatorische Zinsen bei der dynamischen AmortisationBei kalkulatorischen Zinsen handelt es sich, einfach ausgedrückt, um Zinsen, die erzielt worden wären, wäre Eigenkapital nicht investiert, sondern auf dem Kapitalmarkt angelegt worden. Man kann sagen, wiederum sehr vereinfacht, dass sich die kalkulatorischen Zinsen beim Eigenkapital so verhalten, wie die zu zahlenden Zinsen beim Fremdkapital: Zu zahlende Zinsen müssen logischerweise von dem erzielten Gewinn abgezogen werden, ebenso verhält es sich mit kalkulatorischen Zinsen. Zieht man diese vom Gewinn ab, so erhält man den tatsächlichen Gewinn der Investition. Wäre das Kapital am Kapitalmarkt besser angelegt, sprich, würde die Investition in Betriebsmittel weniger Gewinn erbringen, als eine Anlage am Kapitalmarkt, dann hat das Unternehmen im Prinzip Verlust gemacht.

Für die Amortisationsrechnung ist dieser Umstand besonders zu beachten, weil der entgangene Gewinn aus dem Eigenkapital grundsätzlich vom Gewinn aus der Investition abgezogen werden muss. Entscheidend für das Verständnis ist hier das Verhältnis der Zinsen von Eigenkapital zu Fremdkapital: Investiertes Eigenkapital muss zwar nicht verzinst werden, wirft aber andererseits auch keine Zinsen aus Anlagen ab, da es bereits in der Investition gebunden ist. Das Fremdkapital muss zwar verzinst werden, dafür bleibt aber Eigenkapital frei, welches dann in einer Anlage am Kapitalmarkt Zinsen generieren kann.

Passend zu diesem Artikel empfehlen wir Ihnen auch den Artikel zum Thema Wirtschaftsgut , Crowdfunding , Restbuchwert und den Artikel Return on Investment bzw. Investment im Lexikon!

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